Skulptur 29
FRANKLIN PÜHN
Gogo
Standort: Schlosswallgüter
Material: Bronze
Jahr: 1987
Dunkel steht sie im Schatten hoher Bäume im Schlosspark, das zerklüftete Kleid geschmückt mit Laub. Eine Figur in Bewegung: Go! Go!, so stark bewegt, dass sich der obere Bereich verdoppelt.
Bronzen gelten als dauerhaft und unempfindlich. Ihre glatten Oberflächen verraten höchstens Vorstufen in Modellierton. Der Entwurf von »Gogo« hingegen wurde gleich rauh in Wachs ausgeführt. Franklin Pühn ist eigentlich Papierplastiker. Zusammen mit seinem Bronzegießer entwickelte er seine ganz persönliche Papiermodelliertechnik für Bronzeguss. Die Papierbahnen werden dazu eingewachst und die so aufgebaute Figur für einen einzigen Abguss in Schamott eingebettet. Im Ausschmelzofen verschwindet dann Wachs mitsamt Papier. Übrig bleiben filigrane Hohlräume, die sich auf nicht immer ganz vorhersehbare Weise mit Bronze befüllen lassen.
Trotz der hohen Stabilität wirkt »Gogo« aufgelöst und fragil. Die rauhe Oberfläche macht menschliches Seelenleben ahnbar. Und plötzlich wird es spürbar, wie etwas unbändig Heißes in die Form gezischt und darin erkaltet ist. An Lavagestein denkt man, versunkene Städte am Ätna, ahnt die ersten Gussversuche in der Bronzezeit. Die Skulptur »Gogo« weiß uns davon zu berichten. Und sie lässt uns ihren Schöpfer sehen. Franklin Pühn, der seit fast einem Jahrhundert mit erbarmungslos sinnlicher Hingabe mit Material verschmilzt und nicht von der Arbeit lassen kann, Papier in seinem Atelier zu Kunst verwandelt und Bronze zu Wahrhaftigkeit verhilft.
Text: EBBA Kaynak
Franklin Pühn
1925 in Erfurt geboren
1946-1948 Ausbildung als Holzbildhauer in Erfurt
1948-1953 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
Seit 1953 freischaffender Künstler
Lebt und arbeitet in Heidenheim a.d. Brenz