Skulptur 46
HÜSEYIN ALTIN
DIALOG
Standort: Neuer Friedhof, Hungerbühlstr. 32-34
Material: Marmor
Jahr: 1995/2021
Schon von weitem zieht die Brunnenskulptur von Hüseyin Altin auf dem Neuen Friedhof alle Blicke auf sich. Man könnte meinen, dass der Brunnen genau für diesen Ort geschaffen wurde oder dass der Ort – nach seiner Odyssee über Rottenburg und der Zwischenstation in Urbach – über 25 Jahre auf ihn gewartet hat.
Der quadratische zweimeterzwanzig hohe Marmorquader mit den hart geschliffenen Kanten und Flächen strahlt auf den ersten Blick Konzentration und Ruhe, Klarheit und Erhabenheit aus. Auf den zweiten Blick öffnet sich der Marmorblock. Die feinen Torformen geben Tiefe, schaffen Raum für Flächen, die sich durch rechteckige Fenster und raue Sägelinien öffnen. Aus diesen Öffnungen fließt Wasser, das den monolithischen Block mit Leben und Energie erfüllt.
Friedhöfe sind im Wandel begriffen. Neben der Beisetzung werden sie immer mehr zu Orten des Gedenkens und der Begegnung. Die beiden Bänke am Brunnen laden ein, zum Innehalten und zum Nachdenken. Auf einem Friedhof über Gott und die Welt, über das Leben und den Tod. Unser Blick ruht auf der Skulptur, mit der wir in einen inneren Dialog treten. An diesem Ort weckt und lenkt sie unsere Assoziationen. Wasser: Kreislauf ewigen Lebens. Marmor: Stille, Reinheit, Unendlichkeit. Licht: Transzendenz. Vor allem dann, wenn die Sonne die Skulptur zum Leuchten bringt.
Hüseyin Altins Arbeit steht inmitten eines kleinen achteckigen Besinnungsplatzes. Diese Form des Platzes wurde bewusst gewählt. Oktogone Formen geben Sicherheit und symbolisieren Vollkommenheit. Sie befinden sich auch in den Bodenmustern des Vorplatzes der Aussegnungshalle – einem Sechsachtelgebäude. Beide Orte verbindet ein kerzengerader Weg …
Eberhard Abele
Hüseyin Altin
1944 in Denizli/Türkei geboren
1967-73 Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
1979-81 Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg
1981-82 Stipendiat des Landes Baden-Württemberg an der Cite´ Internationale des Arts, Paris
1997 Erich-Heckel-Preis des Künstlerbundes Baden-Württemberg
Lebt und arbeitet in Urbach