Skulptur 4

FRITZ NUSS
Mutter mit Kind


Standort: Stadtkirche
Material: Bronze
Jahr: 1960


Fritz Nuss ist der im Remstal bekannteste Gestalter der Menschenfigur als Bronze. Seine Skulpturen sind bewusst von der Materialität des Modelliertons, dem Entstehungsprozess, geprägt. Die figürliche Darstellung ist bei ihm symbolhaft.

Der Bildhauer zentrierte seine Aussage in seinem Spätwerk in tief seelischer Typisierung. »Mutter mit Kind« ist ein Thema, das im Lauf der Kunstgeschichte unzählige Variationen und Spielarten durchgemacht hat. Inbegriffen das Urmotiv »Maria mit Kind«. In der leisen Drehung des geschlossen stehenden Körpers und dem sanften Neigen des Kopfes kommt eine Hinwendung zum Klingen, die über die bloße Mutter-Kind-Beziehung hinaus symbolisch den Willen zum Schutz des Lebendigen signalisiert. Auf der danebenstehenden Schrifttafel an der Kirchenwand beschreibt das der Psalm so:

»Meine Seele ist still und ruhig geworden bei dir, mein Gott, wie ein kleines Kind bei seiner Mutter.«

Das Kind wendet seinen Kopf in Gelöstheit und sorgloser Ruhe der Mutter zu. In dieser urmenschlichen Geste pulsiert der Rhythmus Geben – Nehmen, Wachsen – Umsorgen, Leben – Lieben.

Die Zuordnung einerseits zu der altehrwürdigen Kirche und andererseits zur Offenheit des Platzes bringt die plastische Substanz voll zur Geltung. Dass nebenbei mit dem Marienthema an die vorreformatorische Zeit der Kirche als Marienkirche erinnert wird, ist ein schönes kirchenhistorisches Motiv.

Text: Frieder Stöckle, überarbeitet von EBBA Kaynak

Fritz Nuss
1907 in Göppingen geboren
1927-33 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und München
1952-72 Leitung Klasse für plastisches Gestalten an der Hochschule für Gestaltung, Schwäbisch Gmünd
1999 in Weinstadt-Strümpfelbach gestorben