Katholische Pfarrkirche Heilig Geist Schorndorf

Alfred Georg Seidel

Turm der Heilig-Geist-Kirche

Schorndorfs „Campanile“ ist weit mehr als nur ein Glockenturm neben der Heilig-Geist-Kirche. Der 40 Meter aufragende Turm aus Sichtbetonguss ist das Wahrzeichen der gesamten Kirchenanlage. Insbesondere am Abend und in der Nacht erstrahlt der Turm weithin sichtbar. Neben dem akustischen Signal, dem Rufen der Glocken zur Besinnung und zum Gottesdienst, sind Alfred Seidels Reliefdarstellungen die optische Aufforderung an die Menschen, sich mit Wesen und Wirken des Heiligen Geistes auseinanderzusetzen.

Die flächigen, zweischichtig aufgebauten Reliefs vermitteln im Wechsel von figürlichen Formen und Symbolzeichen christliche Grundinhalte des Alten und Neuen Testaments. An der Süd-Ost-Wand die Sieben Gaben des Heiligen Geistes (Die Gabe der Furcht vor dem Herrn, der Frömmigkeit, der Wissenschaft, der Stärke, des Rates, des Verstandes und der Weisheit). An der Nord-West-Wand sind zentrale Ereignisse der biblischen Geschichte und Verkündung dargestellt (u.a. Pfingstgemeinde mit Maria, Feuerzungen des Heiligen Geistes, Kreuzigung und Auferstehung, Taufe am Jordan, Jesus im Tempel, Erschaffung von Adam und Eva).

Während der Turm Anfang der 60er Jahre gebaut wurde, machte der starke Zuzug der Geflüchteten und Heimatvertrieben nach dem II. Weltkrieg den Neubau der Kirche bereits Anfang der 50er Jahre dringend notwendig. Die von dem Schorndorfer Architekt Fritz Vogt offen und einladend konzipierte Gesamtanlage wird wesentlich vom Spannungsverhältnis zwischen dem aufstrebenden Turm und dem hingelagerten Kirchenbaukörper geprägt. Der klare, lichte Saalbau vereinigt u.a. mit den Betonglasfenstern von Florian Jakowitsch und den bleiverglasten Fenstern von Wilhelm Geyer weitere ‚Kunst und Bau‘-Schätze.


Standort: Katholische Pfarrkirche Heilig Geist Schorndorf
Friedhofstraße 9,73614 Schorndorf
Lage: google.maps

Bauherr: Katholische Kirchengemeinde

Verfahren/Realisierung: 1961/1962

Material: 220 qm Reliefs aus Sichtbeton

Dimension: Turm 40 x 5,7 x 4,4 Meter


Alfred Georg Seidel
1913 in Breslau geboren
Ab 1929 Verfasser von nahezu fünfzig grafischen Zyklen sowie zahlreichen Dramen, Erzählungen und Gedichte, Ölmalereien
1938 Theatermaler am Stadttheater Salzburg
1939/40 Studium der Wandmalerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, München
1942 Kriegsteilnehmer, Verwundung, Lazarett Welzheim
Ab 1947 Buchillustrationen
1951 Wiederaufnahme des Studiums bei Professor Rudolf Yelin, Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart
1954 Übersiedlung nach Schorndorf
Ab 1959 Zahlreiche Kunst am Bauprojekte in Schorndorf
u.a. Heilig-Geist-Kirche: 1959 Bandeisenrelief, 1961 Turm
1962 Nikodemuswand, 1963 Hochrelief „Die ewige Stadt“
1964 Betonreliefwand „Fische“
1969 St. Bonifatius-Kirche: Kreuzwegstationen,
1971 Kreiskrankenhaus: Natursteinmosaik
1985 St. Markus-Kirche: Gesamtgestaltung
1999 Stadtkirche: Glasfenster „Glaube, Liebe, Hoffnung“
1981 Bundesverdienstkreuz am Bande
2001 verstorben in Schorndorf

Literatur:
Alfred G. Seidel, Zeichen und Zeilen, Schorndorf, 1988
Jutta Betz, Katholische Pfarrkirche Heilig Geist, Passau, 1999