Rathaus

Nikolaus Koliusis
Spirale

Trotz der räumlich beschränkten Möglichkeiten im Foyer des Rathauses setzten sich die Architekten der Ippolito Fleitz Group und der Künstler Nikolaus Koliusis zusammen und entwickelten die Idee, die beiden Aufzugstüren im Erd- und Zwischengeschoss  mit einem dünnen Blech zu belegen, auf dem in Form einer Gravur eine Kunstinstallation aufgebracht wird.

Das Schöne daran: Die Realisierung eines Kunstwerks über beide Geschosse und – alle Bedienstete und Besucher*-innen des Rathauses, die den Aufzug nutzen, kommen mit der Installation in Berührung.

Aktuelle Tendenzen* in der Kunst am Bau beschäftigen sich auch mit der Erschließung neuer Räume, mit „dienenden“ Raumsituationen wie Treppenhäuser, Verbindungsbrücken, Passagen, Randzonen oder mit Aufzugstüren.

In der Regel sind Aufzugstüren metallisch kühl gestaltet, wirken sachlich und abweisend. Die von Nikolaus Koliusis gestalteten Türen setzen mit den krakeligen, wackeligen mit dem Graviergerät erzeugten kreisenden, spiralförmig angelegten Linien, quasi „aus dem Bauch heraus“, einen Kontrast zur nüchternen klaren Durchgliederung des Raums. Sie setzen ein Zeichen für Bewegung, für das stetige Mühen steht, das Rechte zu wollen.

Je nach der Position, in der wir uns gerade befinden, kippen durch die Gravierung die gespiegelten Außen- und Raumwelten nach links, nach rechts oder überlappen sich. Durch die zahlreiche Zwischenräume entsteht ein Kaleidoskop von verschiedenen Wahrnehmungen, Empfindungen und Denkräumen.

Verschiedene Positionen durch unterschiedliche Wahrnehmungen gilt es immer auch im nur wenige Meter entfernten Sitzungssaal des Gemeinderats beim demokratischen Diskurs zu berücksichtigen und zu respektieren!

Text: Eberhard Abele

*Michael Mönninger, Aktuelle Tendenzen in der Kunst am Bau, Kunst am Bau – Projekte des Bundes 2006 – 2013, Berlin, 2014, S. 21-25


Standort: Rathaus Schorndorf
Marktplatz 1, 73614 Schorndorf
Lage: google.maps

Bauherr: Stadt Schorndorf

Verfahren/Realisierung: Umbau Foyer, 2012

Material/Technik: Stahlblech, Gravur

Dimension: Aufzugstüren


Nikolaus Koliusis
1953 in Salzburg geboren
1970 – 1976  Ausbildung Fotografie, Fotograf in internationalem Architekturbüro
1973 – 1978  Gastdozent an der Akademie der bildenden Künste Stuttgart zum Thema Fotografie im architektonischem Planungsprozess
1978 – 1979  Aufenthalt in New York
seit 1979 Architekturbezogene Projekte
1989 Documenta 9, Projekt mit Jan Hoet: " Netz, das die Kunst schützt..."
2005 Architekturpreis "Renault Traffic Award 2005" 
2012 Erster Preis, Realisierungswettbewerb Gedenkort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde (mit U.Wilms, H. Hallmann), Berlin
lebt in Stuttgart