Der nächste Tipp in unserer Reihe stammt von Helmi Dietz, Mitglied der Sektion Literatur:
Was liest Du gerade?
Einen Blick in Robert Gernhardts Gedichte zu werfen, lohnt immer, provoziert ab und zu Widerspruch oder lässt schmunzeln oder bestätigt Notwendigkeiten wie hier in diesem Beispiel:
KUNST UND LEBEN
Was ihn beschäftigt
was ihn bewegt
er in seine Worte legt:
Der Dichter
Was ihn begeistert
was ihm gefällt
er in seinen Bildern darstellt:
Der Maler
Wie er sich fühlt
wie ihm zumut
er in seine Töne tut:
Der Musiker
Was ihn geformt
was ihm bestimmt
er Worten, Bildern und Tönen entnimmt:
Der Mensch
(aus: Robert Gernhardt: Lichte Gedichte, Fischer-Taschenbuch 1999, S. 89)
Warum dieses Gedicht?
In der Pandemie ist der Zugang zu Kunst und Kultur nicht so leicht, wie wir es gewöhnt sind. Museen und Ausstellungen sind geschlossen, Theater und Konzerte sind nur als Konserven zu erleben.
Wie er doch fehlt, der direkte Zugang, die Erfahrung des Kunstwerks, die direkte Verbindung von Klang zu Ohr, von Mensch auf der Bühne zu Mensch im Zuschauerraum!
Robert Gernhardt deutet uns an, was Kunst und Leben miteinander zu tun haben.