Skulptur 31

G. ANGELIKA WETZEL
Flügelfigur I


Standort: Burgstraße
Material: Bronze
Jahr: 1984


Wie ein standhafter Ritter in den Gestaden des Lebens erhebt sich die Flügelfigur von G. Angelika Wetzel zwischen Kindergärten und Kirche, am Rand des alten Friedhofs.

Wellenförmig sieht man den Weg, auf dem sich die Räder zu bewegen scheinen. Um auf der Doppelwelle geradlinig zu fahren, braucht die Figur ihre Flügel, die sie bei Talfahrt oben halten. Nur allein mit ihnen sollte man sich der Sonne aber auch nicht nähern. Ikarus ist der griechischen Sage nach abgestürzt, weil die Sonne die Wachsbefestigung der Federn zerschmolz. Wie gut wäre es gewesen, hätte er darüber hinaus schnelle Räder gehabt, um auf der Erde und in der Luft gleichermaßen flexibel zu sein.

G. A. Wetzel war eine stetig arbeitende Bildhauerin. Stein, Terrakotta, Gips und Bronze gab sie Gestalt, experimentierte mit Verkoppelungen und deklinierte Formen. Urlaub gab es für sie nicht. Immer wieder begab sie sich auf Studienreisen – zu viel gibt es auf der Welt zu entdecken. Vor allem der Mittelmeerraum mit seinen alten Kulturen und Mythen hatte es ihr angetan... Sizilien, Sardinien, Syrien, Griechenland. Alte Mythen ließen sich durch neue Kunst verändern, neu kombinieren. Ein Faun wurde bei ihr, der Frauenbewussten, als Faunin wiedergeboren. Hermes und Ikarus verschmolzen zu futuristisch gepanzerten Kuroi mit Flügeln.

Text: EBBA Kaynak

G. Angelika Wetzel
1934 in Häfnerhaslach geboren
1954-1961 Studium der Bildhauerei in Carrara (Italien) bei Emilio Greco, in Berlin bei Bernhard Heiliger und in Stuttgart bei Hugo Peters, Christoff Schellenberger, H. Wildemann und P. Otto Heim
Ab 1959 freischaffende Bildhauerin, Grafikerin und Medailleurin in Stuttgart
1983/84 Lehrauftrag in der Grundklasse für Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
2011 in Stuttgart gestorben