Skulptur 25

FRIEDER STÖCKLE
Armer Konrad


Standort: Hof des Finanzamtes
Material: Holz, Steinguss, Stahl
Jahr: 1973


Zentrum der Anlage ist ein Brunnenbecken, das durch verformte und handbehauene Steinblöcke gefasst ist, wobei die Physiognomie, die Vernutztheit der Flächen und Kanten, wie auch die Oberflächenbeschaffenheit der Blöcke mit dem rustikalen Mauerwerk des Burgschlosses korrespondiert.

In der Mitte des steingefassten Brunnenbeckens stauen sich nun zwei senkrechte Balkenelemente auf, berühren sich mit den stahlüberkuppten abgeschrägten Spitzen wie Waffen zu einer Drohgebärde, deren Dynamik noch durch die ausgreifenden additiven Holzelemente verstärkt wird, wobei jeweils die Querholzflächen scharfkantig stahlverkuppt sind. Die anlaufenden Holzelemente »bewegen« sich, stauen sich auf, drängen zur Mitte hin und geben damit dem aufgerichteten »Lanzenpaar« eine enorme Dynamik.

Das im Titel der Arbeit gemachte thematisch-inhaltliche Angebot an den bekannten basisdemokratischen Aufstand des Armen Konrad um 1514 lässt eine historisch-ästhetische Botschaft der Skulptur zu: Die übermäßig beschwerten und rechtlos gemachten Bauern rotten sich zusammen und »erheben« sich gegen den vorabsolutistisch herrschenden Herzog Ulrich. Dass der »Aufstand der unteren Volksschichten« in unmittelbarer Nachbarschaft zum modernen Finanzamt stattfindet, lässt spielerisch noch eine moderne Bedeutungsvariante zu…

Text: Frieder Stöckle

Frieder Stöckle
1939 in Schorndorf geboren
1959-1962 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und Philosophie-Studium bei Max Bense
1990 Promotion an der PH Ludwigsburg, dort wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter
2015 Bundesverdienstkreuz
2015 in Stuttgart gestorben