Skulptur 22

HARDY LANGER
Gold be-sitzen


Standort: Johann-Philipp-Palm-Straße
Material: Beton
Jahr: 2012


Vor einem Bankgebäude in der Johann-Philipp-Palm-Straße steht eine ganz spezielle Sitzmöglichkeit in Form eines riesigen Goldbarrens.

Für die Passant*innen, die sich darauf niederlassen, um sich kurz zu erholen, kann daraus jedoch auch mehr werden. Der vielseitige Schorndorfer Künstler Hardy Langer weist mit dem Titel seines Objekts auf ein tieferes Begreifen des eigentlichen Tuns. Fühlen sich die Gold Be-Sitzenden bereichert? Und wie? Rein körperlich durch ihr Ausruhen? Oder gar materiell, oder geistig? Ist das Be-Sitzen hier ein Akt des Habens oder aber des Seins im Sinne von Erich Fried? Das Ruhen kann für die reflektierenden Sitzenden sowohl eine Kunstaktion als auch ein kleines Abenteuer ausgeübter Philosophie werden.

Langer gibt zu diesem Nachdenken noch eine Zusatzaufgabe. Auf der Goldbarren-Attrappe befindet sich neben einem frei erfundenen Goldzeichen ein Spruch des deutschen Physikers und Schriftstellers Georg Christoph Lichtenberg (1742-99) : »Wer weniger hat, als er begehrt, muss wissen, dass er mehr hat, als er wert ist.« Lichtenberg war ein spitzfindiger Meister der zirkulären Umkehrschlüsse. Beim Lesen seiner Texte begreift man auch, wie wenig sich die Welt seit damals verändert hat. Beim Be-Sitzen des Langer‘schen Goldbarrens geht es also nicht nur um den Spaß, sich endlich einmal enorm reich wähnen zu dürfen. Er fordert auf, die eigene Haltung gegenüber Besitz richtig einzuschätzen. Und so mag es sein, dass für manch einen die Relation großer Barren / winziger Mensch im richtigen Verhältnis der Wertigkeit dargestellt ist. Dann nämlich, wenn die Be-sitzenden zu den Habgierigen zählen.

Text: EBBA Kaynak

Hardy Langer
1957 in Urbach geboren
1977-79 Grafik-Design-Studium in Stuttgart
Seit 1979 freier Grafiker und Künstler
Atelier in Schorndorf