Skulptur 18

JOHANNES PFEIFFER
Augenzeugen


Standort: Arnold-Areal
Material: Edelkastanienholz, Seil
Jahr: 2007


Im Hof der Q Galerie für Kunst befindet sich auf rötlicher Backsteinwand die Installation »Augenzeugen« von Johannes Pfeiffer. In lichter Höhe erheben sich drei Stämme neben dem Eingang, symbolisch an Tauen befestigt.

Einst standen sie auf einem italienischen Dorfplatz. Dem Lauf der Zeit fielen sie zum Opfer. Pfeiffer konservierte sie durch Verkohlung, gab ihnen eine neue Bedeutung. Der breite Stammfuß ist nun ihr Oben. Hätten sie eine Stimme, so würden sie erzählen, was die Passant*innen oft ausblenden: wie viele Bäume in letzter Zeit der Säge zum Opfer fielen. Achtlos laufen die Menschen vorbei, bemerken weder das Schwinden der sie erhaltenden Natur noch das Leid ihrer Wesen. Aufrecht und dennoch gefangen beobachten die Augenzeugen stumm die Veränderungen. Sie legen Zeugnis ab durch sich selbst, spiegeln unsere Zeit.

Der in Ulm geborene Künstler zog 1980 – nach seinem Diplom für Betriebswirtschaft – nach Italien und begann dort, sich als Bildhauer zu finden. Nach einem traditionellen Studium entdeckte er Baumaterialien für sich als Sinn-Geber: Ziegel, Bäume, Schnur. Das Zusammenspiel dieser Bedeutungsträger wird durch ausgewählte – meist historische – Aufstellungsorte dirigiert. Der Zusammenklang von Ort und Metapher bringt in den Betrachtenden die Urfrage nach dem Sein ins Schwingen.

Text: EBBA Kaynak

Johannes Pfeiffer
1954 in Ulm geboren
1980 Diplom BWL an der FU Berlin
1981-1984 Studium der Bildhauerei an der Academia delle Belle Arti in Rom und Carrara
Seit 1984 freischaffender Künstler
Lebt und arbeitet in Turin, Italien