Skulptur 14

TIMM ULRICHS
Gekippter Fluss – Natur in Fertigteilen


Standort: Vorstadtstraße
Material: Kunststoff, Stahl
Jahr: 1997


Zielsetzung des 2. Bildhauersymposiums 1997 war es, das durch die Bahnlinie abgetrennte, innenstadtnah gelegene historische Quartier wieder in den Mittelpunkt zu rücken.

Nach einer Begehung im Frühjahr ‘97 war Timm Ulrichs bereit, für die Vorstadt eine Skulptur zu gestalten. Bereits 1982 hatte er in seiner »Totalkunst-Zimmergalerie« eine fiktive Ausstellung mit dem Titel »Garten-Fertigteile: Plastische Gebilde I« angekündigt.

15 Jahre später setzte er seine Idee um, die sich vor allem mit dem Verhältnis von Natur und Kunst, von Natürlichkeit und Künstlichkeit auseinandersetzt und ein immer wiederkehrendes Thema des Konzeptkünstlers ist. Vor dem unnatürlichen, weil kanalisierten Mühlkanal platzierte er ein bizarres Gebilde aus zwei Fertigteilelementen, die den heutigen Wunschbildern der Menschen nach einer heilen Natur – einem See mit einem Bachlauf – entsprechen. Die Aneignung der Natur durch den Menschen kontert Timm Ulrichs, indem er Becken und Bachlauf in vertikaler Form anbringen lässt, sie somit ihrer eigentlichen Funktion beraubt und durch die leuchtende Signalfarbe ihre optische Wirkung verstärkt. Das Wasser des Mühlkanals, das die Skulptur besprüht, gibt er dem Kanal zurück.

Text: Eberhard Abele

Timm Ulrichs
1940 in Berlin geboren
1961 Gründung der »Werbezentrale für Totalkunst«
1972–2005 Professur an der Kunstakademie Münster
1977 Kritikerpreis für Bildende Kunst
1985 Defet-Preis des Deutschen Künstlerbundes
2020 Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste Berlin
Lebt und arbeitet in Münster und Hannover