Skulptur 11

DODO KALBERER-BRENEK
Tierbrunnen


Standort: Rosenstraße
Material: Steinguss, Mosaik
Jahr: 1987


Die Kalberers sind Künstler*innen im Stadtambiente. Ihre Aktionen sind zeitgebunden, flüchtig und oft von schillernder Bedeutungsvielfalt. »Sanfte Strukturen«. 

Der Tierbrunnen am mittelalterlichen Stadtmauerrest ist eine solche Sequenz »humaner Raumplanung«, mit einfachsten, ja geradezu volkstümlichen Mitteln. Vier fast kindlich-schlichtgeformte Tiere, die an Esel erinnern – nicht zufällig heißt der Brunnen im Volksmund »Eselsbrunnen« – tragen eine große Wasserschale, die ihrer formalen Ausprägung nach aus dem System eines Römischen Brunnens zu stammen scheint, wie wir ihn aus dem berühmten Text von Conrad Ferdinand Meyer kennen.

Die vier Tiere stehen zusammen und streben doch gleichzeitig in die vier Himmelsrichtungen auseinander. Da keines der Tiere ein Bein vorsetzt, bleibt die »labile Statik« dieser Becken-Balance erhalten. Brunnen sind seit Urzeiten bedeutsame Orte. Sie waren Treffpunkte: »Jetzt geh ich ans Brünnele, trink aber net …«. »Am Brunnen vor dem Tore …«. Und noch etwas anderes strahlt diese Skulptur aus: eine stille Klage an die Menschen, doch bitte wahrzunehmen, wie kostbar die Schale mit Wasser ist. Wie leicht sie aus dem Gleichgewicht gebracht werden könnte, wenn man die Fundamente der Natur – symbolisiert durch die Tiere mit der Eselsgeduld – stört, gar zerstört.

Text: Frieder Stöckle

Dodo Kalberer-Brenek
1953 in Ulm geboren
1973-78 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
Seit 1977 freischaffender Künstler
Mitglied der Künstlergruppe Sanfte Strukturen
Lebt und arbeitet in Herdwangen