Skulptur 13

WERNER POKORNY
Haus mit durchbrochener Form


Standort: Karlsplatz
Material: Cortenstahl
Jahr: 1997


Bildhauer Werner Pokorny verstorben – Sein „Haus“ am Bahnhof bleibt den Schorndorfern erhalten

Wer in Schorndorf am Bahnhof ankommt, ist der Skulptur von Werner Pokorny sicher schon begegnet: Das „Haus mit durchbrochener Form“, ein zur Seite gekipptes Haus aus Stahl am Karlsplatz, das eine der wichtigen Fragen der Zeit stellt. Wo bin ich zu Hause? Wo ist meine Heimat?

Mit Schorndorf war Werner Pokorny, der zu den bedeutendsten Bildhauern im Südwesten zählt, schon seit 1992 eng verbunden. Als Teilnehmer des zweiten Bildhauersymposiums des Kulturforum Schorndorf entstand 1997 schließlich seine Haus-Skulptur, die er im Jahr 2016/17 der Stadt als großzügige Schenkung überließ.

Als Künstler fühlte er sich insbesondere der Förderung junger Kunstschaffender verpflichtet. Von 1998 bis 2013 lehrte er als Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und gründete die Werner Pokorny Stiftung, die Absolventen und Absolventinnen der Akademie für besondere künstlerische Leistungen auszeichnet. Im Jahr 2018 und nun zuletzt in 2022 stellten diese jungen PreisträgerInnen in der Q Galerie für Kunst Schorndorf aus. Die Preisträgerin 2022, Helene Weber, kommt sogar aus Schorndorf.

Pokorny war Mitglied des Deutschen und Baden-Württembergischen Künstlerbunds, dessen Vorsitzender er längere Zeit war und erhielt 2017 den Landes-Verdienstorden.

Das Kulturforum trauert nun um Werner Pokorny, der am 31. Dezember 2022 im Alter von 73 Jahren verstorben ist. Sein Wirken wird aber weiterhin in Schorndorf sichtbar sein: Mit seiner Skulptur am Bahnhof, und ebenso mit zukünftigen Ausstellungen der PreisträgerInnen seiner Stiftung in der Q Galerie für Kunst Schorndorf.

Dem Strom des Verkehrs, der den Karlsplatz umrundet,stellt sich die Cortenstahl-Plastik von Werner Pokorny mit einer eleganten Drehung entgegen.

Die als Schutzhaus konzipierte Ausdrucksform balanciert auf ihrer Seitenkante wie eine Ballerina beim Spitzentanz. Die sich anschließende durchbrochene Form schließt die Bewegung im Spiralschwung ab. Umgeben von der Häuserkulisse der Schorndorfer Innenstadt wirft das Kunstwerk die Frage nach dem »Wohin« des Menschen bei der Suche nach Heimat auf. Wir leben in einer Zeit, in der es normal geworden ist, dass das Elternhaus an einem anderen Ort, in einem anderen Land steht und die Geborgenheit in einem Hause nur so lange währt wie die bröckelnde Beziehung oder der befristete Arbeitsvertrag.

Das »Haus« von Pokorny tanzt gegen die Verunsicherung an. Ohne zu kippen und auf den eigenen Schwerpunkt zentriert, hält es die Balance – verwegen dynamisch. Und weist uns damit den Weg, Veränderungen offen zu begegnen und die Pirouette zu wagen.

Text: EBBA Kaynak

Werner Pokorny
1949 in Mosbach geboren
1971-76 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe
1989 Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg
1999-2013 Professur an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
2013 Hans-Thoma-Preis des Landes Baden-Württemberg
2017 Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg
2022 in Ettlingen gestorben