Skulptur 3

JÜRGEN GOERTZ
Mondscheinbrunnen


Standort: Stadtkirche
Material: Bronze, Stein
Jahr: 1991


Ein bronzener Brunnen gluckert in Schorndorfs Mitte. Nach seiner Aufstellung war er zehn Jahre lang der erklärte Feind der benachbarten Kirche.

Eine Unterschriftenaktion sollte ihn zum Schweigen bringen. Der Versuch misslang, nun steht er immer noch da und plätschert ungestört. Er ist kein Marktbrunnen, hat keinen Nutzen außer sich selbst: der »Mondscheinbrunnen«.

Hinweise auf den Mond gibt es mancherlei: Unten eine Kugel auf einem Sockel, ganz oben reckt sich ein Kugelviertel gen Himmel, mit Blattgold belegt wie die Reflexion der Sonne auf dem Trabanten. Und da ist auch ein Kinderbuchmond – am Ohr eines großen Kopfes. Der wiederum hat ein offenes und ein geschlossenes Auge, dennoch sitzen in beiden Glaspupillen. Unterschiedlich hoch, dadurch schielt er. Einige Formzitate am Brunnen beziehen sich auf die Kirche: Blattranke, ornamentale Tropfenform, auf dem Helm ein Gewölbestück. Auch ein Kirchenfensterdetail findet sich als Wasserbeckenform wieder. Ein Wildschweintrophäenkopf auf einer runden Präsentierplatte ist mit allerlei Handwerkszeug geschmückt. Auch dieser hat ein offenes, ein geschlossenes Auge. Der Hauptkorpus besteht aus einer Flasche. Hat hier jemand gesagt, der Sponsor war Getränkehändler? Und passionierter Jäger?

Der Brunnen bündelt gelungenere und weniger glaubwürdige Interpretationsversuche.

Text: EBBA Kaynak

Jürgen Goertz
1939 geboren in Albrechtshagen/Posen
1963-66 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe
1973 Villa-Massimo-Preis, Rom
2004 Verleihung des Ehrentitels Prof. h. c.
Lebt und arbeitet in Angelbachtal-Eichtersheim